Dieser Frage gingen am Sonntag, den 3. November 21 Teilnehmer unter Leitung des ehemaligen Revierförsters Erich Mork in der Gemarkung Kitzelberg bei Rambach auf den Grund.
Zum Vergleich dienten eine Referenzfläche, die vor ca. 130 Jahren gepflanzt worden war und seit 50 Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird und ein forstwirtschaftlich genutzter ca. 80jähriger Buchenwald, gemischt mit Lärchen, Eichen, Wildkirschen und Edelkastanien. Ersterer setzte sich vor allem aus Buchen, Eichen und Kiefern zusammen. Er wies ein fast geschlossenes Wipfeldach auf, am Boden war wenig Aufwuchs, aber viel Totholz zu sehen. In zweitem waren die Stämme i.d.R. dicker, mehr Baumarten vorhanden und deutlich mehr nachwachsende Bäumchen. Der Grund ist, dass in der Wipfelregion ein Kampf ums Licht herrscht. In diesem Wald sind Buchen allen anderen Arten durch ihre Wuchskraft überlegen. Ohne Eingriffe des Försters würde sich daher auf allen geeigneten Flächen nur Buchenwald durchsetzen. Nur durch Freistellen erhalten auch anderer Baumarten, wie Eiche, Wildkirsche oder Kastanie die Chance groß zu werden, dicke Stämme zu entwickeln und die Waldverjüngung geht hier viel schneller vonstatten.
Stirbt ein alter Baum, wirft er zuerst das Reisig ab, um dann nach und nach zu zerbrechen bis ein Hochstumpf stehen bleibt. Dieses Totholz bleibt in der Referenzfläche zu 100 % liegen und dient als Lebensraum vieler holzzersetzender Insekten und Pilze. So entsteht neuer Nährstoff für die lebenden Bäume. Im Wirtschaftswald verbleibt ebenfalls Totholz, welches nicht bei Arbeiten stört. Auf Totholz siedelt sich Moos an, das als Wasserspeicher dient. Abgebrochene oder umgefallene Bäume bleiben liegen und erhöhen den Totholzanteil im Wirtschaftswald.
Der Wiesbadener Stadtwald bedeckt ca. 25 % der Stadtfläche und ist FSC-zertifiziert. Das bedeutet u. a., dass es keine Kahlschläge mehr gibt und keine Douglasien als gebietsfremde Art gepflanzt werden dürfen. Der Wald dient in erster Linie dem Naturschutz, dem Trinkwasserschutz, dem Bodenschutz und der Erholung. Aufgrund der Bewirtschaftungsweise wurden bisher 28 seltene Urwaldarten von Insekten nachgewiesen. Eine bedeutende Anzahl, ab 29 entspräche dies einem Naturreservat.
Auch die Frage der Kohlendioxidsenke wurde behandelt. Der unberührte Wald ist als geschlossener Kreislauf anzusehen, der im Gleichgewicht steht und daher nicht zur Absenkung beiträgt. Das Totholz gibt CO2 ab, das von den Bäumen wieder aufgenommen wird. Anders verhält es ich mit Wirtschaftswäldern aus Fichten, die eher als Plantage anzusprechen sind. Durch den rapiden Aufwuchs wird hier mehr CO2 gebunden als abgegeben. Die Fichte ist allerdings in unserem Raum nicht standortgerecht. Die meisten Fichtenbestände sind aber nicht durch Trockenheit, sondern durch Borkenkäferbefall abgestorben.
Der Wiesbadener Stadtwald ist durch das Eingreifen im Zuge der Forstwirtschaft sehr vielfältig. Die Altersgrenze mancher Bäume liegt bei über 200 Jahren. Herr Mork kann hier kein Waldsterben attestieren. Nur auf nicht geeigneten Flächen sterben nicht angepasste Bäume ab. Auch Bäume können sich verändernden Klimabedingungen anpassen. Das Anpflanzen südeuropäischer oder amerikanischer Arten ist abzulehnen. „Wir brauchen resiliente Wälder, nicht resiliente Bäume.“
Die Teilnehmer dieser sehr lehrreichen Exkursion werden künftig mit anderen Augen den Wald durchstreifen. Die Reihe soll im nächsten Jahr fortgesetzt werden.
Text: Peter Siersleben
Fotos: P. Siersleben
Insektenführung für Neugierige - Einführung in die Welt der Hummeln, Käfer & Schmetterlinge
Am 2.6.2024 fand um 10 Uhr der diesjährige erste Insektenscouteinsatz statt. Nach dem Startpunkt am Europaplatz Wiesbaden durften Freiwillige unter fachkundiger Leitung ins Gelände gehen und ihr Glück versuchen, diese wichtigen Bestäubern auf die Spur zu kommen. Wussten Sie schon, dass es Insekten seit 400 Millionen Jahren auf der Erde leben? Dass sie die ersten Tiere waren, die fliegen konnten? Dass fast 60% aller Insekten nachtaktiv sind? Die Teilnehmer fanden über diese wichtigen Tiere noch mehr heraus.
Bei leicht windigem und etwas kühlem Wetter wurden aber über 30 verschiedene Insektenarten gesichtet. Auch dieses Jahr gibt es wieder die NABU-Entdeckungsfrage: Wie viele Feuerwanzen haben Sie gesehen? Dieses Insekten sind schon auffällig, weil sie die Farben von Eintracht Frankfurt tragen, Rot und Schwarz. Bei den Feuerwanzen sind diese Farben zur Feindabschreckung vorgesehen. Nur haben wir bei unserer Aktion keine Feuerwanzen gesehen. Aber es wurden viele Schwebfliegen, Wanzen und Hummeln gesichtet, vor allem sind letztere wertvolle Bestäuber. Denn 90% aller Bestäubung der Pflanzen auf der Erde läuft über die Mithilfe von Insekten ab. Auch eine späte Gelbrandfliege konnte gesichtet werden.
Nebenbei konnten auch ein paar Passanten auf diese größte Insektenzählaktion in Deutschland aufmerksam gemacht werden. Je mehr Menschen sich an dieser Aktion beteiligen, desto besser sind die gewonnenen Ergebnisse. Siehe auch:
https://www.nabu.de/news/2024/05/35008.html
Text: Dr. Cornelia Beckert
mehr unter Projekte Insektensommer
Am Pfingstsonntag um 10 Uhr führte eine Exkursion des NABU Wiesbaden 11 Interessierte rund um den Schiersteiner Hafen. Im Mittelpunkt des Interesses stand die Nachtigall, die vielen Menschen vom Hören-Sagen bekannt ist, die aber bewusst noch nicht oft wahrgenommen wurde. Zahlreiche Nachtigall-Männchen machten auch mit ihrem legendären Gesang auf sich aufmerksam, blieben aber im dichten Gebüsch verborgen. Weitere Vogelarten versuchten Konkurrenz zu machen, wie Mönchsgrasmücken und Amseln. Am Himmel zeigten sich Mauersegler und Rauchschwalben.
Daneben wurden etliche interessante Pflanzen bestimmt, darunter viele ehemalige Nutz- und Heilpflanzen. Der Färberwaid lieferte in früheren Zeiten blaue Farbe z. B. für Blue Jeans. Der Spitzwegerich lindert nicht nur Erkältungsbeschwerden, seine Knospen schmecken roh und gebraten.
Zu Abschluss führten verschiedene Wasservögel ihren Nachwuchs vor: Nilgänse, ein Stockentenpaar und eine stolze Schwanenfamilie mit 7 Jungen.
Bericht: Peter Siersleben
Fotos: C.Beckert
Am Karsamstag fand die 2. Exkursion der Wald-Trilogie des NABU statt. Mit dem ehemaligen Revierförster Erich Mork ging es zum Erbsenacker im Osten Wiesbadens. Zu Beginn zeigte er den Teilnehmern eine geologische Besonderheit des Gebietes. Ein kleines Stück abseits des Weges standen sie plötzlich im Schlot eines 57 Millionen Jahre alten Vulkans, dessen Basalt als Steinbruch gedient hatte.
Erheblich jünger war der Märchenwald, durch den Herr Mork anschließend führte. Er ist seit 50 Jahren nicht mehr bewirtschaftet worden. Mächtige alte Bäume sind dort umgestürzt, bieten nun Lebensraum für Holz zersetzende Organismen und den Aufwuchs einer neuen Baumgeneration. Moos und Zunderschwämme verbreiten eine geheimnisvolle Atmosphäre, die jäh unterbrochen wurde durch zwei aufgeschreckte Wildschweine, die im Schweinsgalopp vorbeipreschten.
Auch die Vogelwelt meldete sich. Buntspecht, Mittelspecht, Grün- und Schwarzspecht ließen ihre markanten Rufe erschallen. Der Zilpzalp ist aus seinem Winterquartier zurückgekommen und ließ seinen monotonen Ruf hören. Melodische Singdrosseln, Gartenbaumläufer und viele andere Arten.
Wieder eine vielseitige, hochinteressante Exkursion. Die Teilnehmer gehen nun mit anderen Augen durch unsere Wälder und freuen sich schon auf die dritte Waldführung am 3. November.
Bericht: Peter Siersleben
Exkursionsbericht 17.3.24
Am 17.3. lud der NABU Wiesbaden zu einer Waldexkursion ein. Der ehemalige Revierförster von Rambach, Herr Erich Mork, führte die Teilnehmer durch Teile des Waldes, für den er 40 Jahre lang verantwortlich gewesen war. Ursprünglich befanden sich dort dichte Fichtenbestände, die durch Trockenheit geschwächt Borkenkäfern und Stürmen zum Opfer fielen - der Fichtenwald war tot! Was kam danach? Herr Mork erklärte und zeigte es: Ohne menschliches Zutun entwickelte sich vor 4o Jahren ein gesunder, widerstandsfähiger Mischwald aus bis zu 13 verschiedenen Baumarten. Zu Beginn dominierte die Birke, die durch ihr Laub half die Rohhumusschicht aus Nadeln abzubauen, finden sich heute Eichen, Buchen, Kiefern, Lärchen, Kirschen, Edelkastanien u.a. Auf einem anderen Areal, auf dem erst vor 3 Jahren die Fichten eingegangen waren, zeigte Herr Mork den unterschiedlichen, natürlichen Auftrieb im Anfangsstadium, gepflanzt von Eichhörnchen, Eichelhähern, Mäusen und dem Anflug von Samen, weniger großer Nichtfichten, die durch die Kalamität nicht betroffen worden waren. Gefahr droht den jungen Bäumchen durch Verbiss und Geweih-Fegeschäden durch Reh- und Rotwild. Auf einer weiteren Fläche, abseits von Wegen, standen noch etliche abgestorbene Fichten wie bleiche Säulen zwischen Laubbäumen, einige schon umgestürzt. Aber auch sie haben noch großen ökologischen Nutzen für Vögel, sowie holzzersetzende Insekten und Pilze. Das Fazit am Ende der spannenden Führung: wir brauchen keine zu große Sorge um unsere Wälder zu haben. Die Natur schafft eigenständig resiliente, vielschichtige neue Strukturen.
Bericht: Peter Siersleben
Am Sonntag den 28.1. trafen sich 13 naturinteressierte Damen und Herren am Schiersteiner
Hafen, um unter Leitung von Volker Zeisberger die anwesende Vogelwelt zu erkunden. Den Anfang machte ein Stockentenpärchen. Herr Zeisberger erklärte: Die Weibchen bevorzugen bei
der Wahl ihres Favoriten denjenigen mit dem prächtigsten Brutkleid. Dafür beteiligen sich die Erpel nicht an der Aufzucht des Nachwuchses.
Zur Familie der Lappentaucher gehörte dagegen der Zwergtaucher, der seine Tauchkünste eifrig
vorführte. Auch Teich- und Bläßhühner zeigten sich. Diese gehören zur Familie der Rallen. Von der Dyckerhoff-Brücke konnte das Hafengelände gut überblickt werden. Auf einer Eisfläche rastete ein
Trupp Lachmöwen, auf dem Wasser Höckerschwäne und eine Nilgans, Kormorane, Graureiher und Weißstörche flogen vorbei, letztere gut zu unterscheiden am eingezogenen bzw. ausgestreckten Hals während
des Fluges. Unterwegs waren auch zahlreiche Singvögel zu sehen und zu hören, u. a. ein Trupp Stieglitze und verschiedene Meisenarten.
Anschließend ging es noch zur ehemaligen Wassergewinnungsanlage. Vom Damm aus war ein leuchtend weißer Silberreiher nicht zu übersehen. Und dann das Highlight: von der Sonne beschienen spazierte
eine Rohrdommel gemütlich am Rand eines Wasserbeckens entlang. pickte nach Futter und zeigte auch die "Pfahlstellung". Sie ist regelmäßiger Wintergast in Schierstein, aber aufgrund ihres
Tarnkleides und der heimlichen Lebensweise im Schilf nur schwer zu entdecken. Plötzlich flog ein entengroßer Vogel auf. Der Fachmann bestimmte sofort: ein Gänsesäger und zwar ein weibliches
Exemplar, erkennbar am braunen Kopf. Des weiteren tummelten sich etliche Pärchen Reiherenten und Schnatterenten auf der Wasserfläche. Auf der Wiese war ein Trupp Graugänse bei der
Nahrungssuche. Nur ein Teilnehmer lief nach Veranstaltungsende noch bis zur Wallufer Bucht und wurde auf dem Rückweg von 59 Kranichen belohnt, die auf dem Weg in ihre Brutgebiete Richtung NO
zogen.
Eine gelungene Veranstaltung mit vielen interessanten Vogelarten und
Informationen, die allen Teilnehmern Freude bereitete. Bericht: Peter Siersleben