Krötenwanderung 2016
Verlauf der Wanderung:
Obwohl der März weitgehend frostfrei war, lagen die Nachttemperaturen lange Zeit noch unter 5° C. Dem entsprechend setzte die Wanderung relativ spät, erst nach dem 20. März ein. Die Wetterbedingungen waren dann allerdings sehr amphibienfreundlich mit milden und feuchten Nächten. Der Höhepunkt der Wanderung wurde am 4. April erreicht, danach nahm die Zahl trotz optimalem Wetter kontinuierlich ab. Nach dem 15.4. waren keine Tiere mehr nachts im Teich zu beobachten.
Trotz der guten Wetterbedingungen lag die Gesamtzahl der Tiere jedoch deutlich niedriger als in den vergangenen Jahren. Auch die Zahl der beobachteten Rückwanderer (0) und der Überfahrenen (3) deuten auf niedrige Amphibienaktivitäten hin.
Es wurden gezählt: 640 Erdkröten
4 Grasfrösche
8 Feuersalamander
5 Bergmolche
7 Fadenmolche
Insgesamt 664 Tiere (siehe Vergleichstabelle)

Population:
Die Zahlen sind jetzt im dritten Jahr rückläufig, obwohl das Wetter in diesem Jähr für die Wanderung optimal war. Im Vergleich zu früheren Jahren waren die letzten drei Winter ausgesprochen mild. Die Sommer 2014 und 2015 waren dagegen sehr trocken.
Dies kann zu natürlichen Schwankungen führen: Im trockenen Sommer gab es wenig Schnecken, somit auch weniger Nahrung und im milden Winter ist der Stoffwechsel höher. Die Reserven werden dann schneller verbraucht. Auch die Trockenheit selbst bedeutet zusätzlichen Stress für die feuchtigkeitsliebenden Amphibien.
Weitere mögliche Ursachen:
Bereits im letzten Jahr wurden diskutiert:
- Pestizide aus der Landwirtschaft – trifft am Eishaus nicht zu
- Fressfeinde – keine Spuren gefunden
- Krankheiten – keine Anzeichen auf kranke Tiere, Teilnahme an Chytridpilzstudie in 2010 und 2011
- Abwanderung in andere Teiche- unwahrscheinlich für besonders laichplatztreue Erdkröten, sowie kein Zunahme an anderen Teichen beobachtet.
- Veränderung des Laichgewässers (Fischteiche) - müsste min. 5 Jahre zurückliegen. Hier liegen uns keine Beobachtungen vor.
Neue Betrachtungen:
- Durch die milden Winter könnte ein Teil bereits im Februar angewandert sein, und in der Nähe des Teiches auf den Beginn der Laichzeit warten. Dies ist beim Grasfrosch nicht unwahrscheinlich, allerdings haben wir kein rückwandernde Frösche, oder Überfahrene gesehen. Bei den Erdkröten wäre allein von der Anzahl aufgefallen, wenn größere Wanderungen bereits vor Stellung des Zaunes stattgefunden hätte.
- Die Anordnung unserer Krötenzäune ( Rückwanderzäune halten die Tiere davon ab, sofort wieder auf die Straße zu laufen) könnte langfristig das Wanderverhalten verändern. Es kommen dann weniger von der anderen Straßenseite und unsere Zählung erfasst nur den Teil, der die Straße überquert.
- Es könnten fremde Personen Kröten einsammeln, die ihre Zahlen uns nicht melden ( wurde zumindest einmal beobachtet). Wenn dies allerdings in großem Umfang geschieht (1000 Tiere im Vergleich zu 2013) müsste das viel stärker auffallen und zu mehreren Begegnungen kommen.
Auch in diesem Jahr gibt es keine eindeutige Erklärung für den Rückgang. Da andere Indikatoren ebenfalls auf eine verringerte Amphibienaktivität hinweisen, bleibt die Vermutung, dass es sich um eine natürliche Schwankung handelt, die sich auch wieder umkehren kann.
Sonstiges:
Der kleinen Teich ausserhalb des Fischteichgeländes wurde vor drei Jahren ausgebaggert. Vorher war er für die Erdkröten nur Durchgangsstation auf dem Weg zu den Fischteichen. Jetzt ist er auch als Laichgewässer von den Erdkröten angenommen. Es konnten zahlreiche Kröten beim Ablaichen dort beobachtet werden.
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Pietsch